GLENCOE MASSAKER *12. Februar 1692 in Glencoe Clankampf zwischen den Campbells und den MacDonalds Im Jahre 1688 revoltierte das englische Parlament gegen König Jakob II (der zugleich als Jakob VII. König von Schottland war) und bot die englische Krone Wilhelm von Oranien an, der sie annahm. Das schottische Parlament hingegen zögerte zuerst aber akzeptierte  schließlich Wilhelm als König. Die schottischen Hochlandbewohner rebellierten gegen diese Entscheidung. Auf dem Rückweg von der Schlacht von Dunkeld plünderten MacDonalds von Glencoe, zusammen mit ihren Cousins aus Glengarry die Ländereien von Robert Campbell von Glenlyon und stahlen sein Vieh. Robert Campbells schon vorher durch Spielschulden angeschlagene finanzielle Situation wurde dadurch so kritisch, dass er ein Armeekommando übernehmen musste, um seine Familie zu versorgen. Aus seiner (vergeblichen) Klage auf Schadenersatz geht übrigens hervor, dass er die Leute von Glengarry für die Verantwortlichen hielt. Von denen aus Glencoe ist nicht die Rede. Am 1. Mai 1690 unterlagen die schottischen Jakobiten in der Schlacht bei Cromdale, und die Niederlage Jakobs in Irland beendete den Aufstand. Am 27. August 1691 bot Wilhelm den Hochlandclans eine Amnestie hinsichtlich ihrer Teilnahme am Aufstand an. Bedingung war, dass sie bis zum 1. Januar 1692 einen Treueeid auf ihn ablegen müssten. Die Oberhäupter der Clans setzten sich mit Jakob, der sich mittlerweile in Frankreich im Exil befand, in Verbindung und wollten von ihm dafür die Erlaubnis erhalten. Jakob zögerte eine Entscheidung zunächst hinaus, da er immer noch plante, nach Britannien zurückzukehren. Als klar wurde, dass dies nicht so bald möglich sein werde, gestattete er den Clanchefs, den Eid zu leisten. Die Antwort erreichte sie Mitte Dezember, wenige Wochen vor dem Stichtag. Einige Clans leisteten sofort den Eid, während andere dies verweigerten. Alasdair MacDonald, 12. Chief von Glencoe, wartete bis zum letzten Tag, bevor er sich aufmachte, den Eid abzulegen. Am 31. Dezember 1691 reiste er nach Fort William und fragte den Kommandeur Colonel Hill, ob er den Eid leisten könne. Hill erklärte ihm, dass er für die Abnahme des Eids nicht zuständig sei und MacDonald schnell nach Inveraray weiterreisen müsse. Dort könne er den Eid vor Sir Colin Campbell, dem Sheriff von Argyll, ablegen. Hill gab MacDonald einen Schutzbrief mit und außerdem einen Brief für Sir Colin Campbell, der bestätigte, dass MacDonald rechtzeitig in Fort William gewesen war, um den Eid abzuleisten. MacDonald brauchte drei Tage bis nach Inveraray, nicht zuletzt wegen der winterlichen Reisebedingungen. Bei seiner Ankunft war Sir Colin Campbell nicht anwesend und MacDonald musste drei weitere Tage auf ihn warten. Dann nahm Sir Campbell den Eid entgegen. Während MacDonald der Meinung war, dass er durch die Eidesleistung allen Vorschriften entsprochen habe und deshalb nichts weiter gegen ihn unternommen werden würde, sahen einige Personen innerhalb der Regierung diese Verspätung als eine willkommene Gelegenheit, gegen die MacDonalds vorzugehen und dabei einige ihrer Gegner zu beseitigen. Eine Verschwörung begann, in die der königliche Ankläger und Sekretär des Königs, John Dalrymple, der Kommandant der Streitkräfte in Schottland und sogar - weil er die Befehle schließlich unterzeichnete - König Wilhelm verwickelt waren. Ende Januar oder Anfang Februar 1692 wurden die 1. und 2. Kompanie des Earl of Argyll's Regiments unter dem Kommando von Robert Campbell of Glenlyon, etwa 120 Soldaten, beim Clan der MacDonalds in Glencoe einquartiert. Diese bewirteten sie, wie es traditionell im Hochland üblich war. Der Großteil des Regiments waren Rekruten aus den Ländereien von Argyll, aber nur eine Minderheit trug den Namen Campbell. Die Offiziere kamen hauptsächlich aus dem schottischen Tiefland. Captain Campbell war durch seine Heirat mit dem alten MacDonald verwandt, deshalb wurde er im Haus des Clanoberhaupts einquartiert. Etwa 14 Tage lang besuchte Captain Campbell jeden Morgen das Haus von Alexander MacDonald, Alistair MacDonalds jüngstem Sohn, der mit Campbells Nichte verheiratet war. Sie war die Schwester von Robert Roy MacGregor. Es ist nicht klar, ob Campbell zu diesem Zeitpunkt wusste, was er durchführen sollte. Am 12. Februar kam ein Captain Drummond in Glencoe an. Obwohl Drummond als Captain des 1. Grenadierregiments ranghöher war als Campbell, übernahm er nicht das Kommando. Er überbrachte lediglich die folgenden Befehle für Robert Campbell, ausgestellt von einem Major Duncanson. Drummond verbrachte den Abend mit Kartenspiel mit seinen ahnungslosen Opfern und nahm noch eine Einladung zum Essen am folgenden Tag mit dem Clanoberhaupt MacDonald an, bevor er schlafen ging. Alastair MacDonald wurde getötet, als er morgens aufstehen wollte, aber seine Söhne konnten fliehen, wie zunächst auch seine Frau. Insgesamt wurden 38 Männer in ihren Häusern oder während der Flucht in die Hügel ermordet. Weitere 40 Frauen und Kinder starben, da sie der winterlichen Witterung ungeschützt ausgeliefert waren, nachdem ihre Häuser niedergebrannt worden waren. Zusätzlich zu den Soldaten, die sich in Glencoe aufhielten, standen in dieser Nacht zwei weitere Abteilungen mit jeweils 400 Mann bereit und sperrten die Fluchtwege ab. Beide Abteilungen erreichten jedoch ihre Positionen zu spät, nicht zuletzt durch den Schneesturm, der den Weg über den Devil´s Staircase bei Kinlochleven unpassierbar machte. Ebenso ist es möglich, dass sie nicht rechtzeitig ankommen wollten, um an dem Verbrechen nicht teilnehmen zu müssen. 1695 wurde eine Kommission eingesetzt, die die Vorfälle untersuchen sollte. Im schottischen Recht gibt es eine strafverschärfende Vorschrift, den "Mord unter Missbrauch des Vertrauens". Das Glencoe Massaker passte eindeutig in diese Kategorie. Die folgende Untersuchung wies eindeutige Parallelen zu den späteren Nürnberger Prozessen auf, in denen auch die zentrale Frage behandelt wurde, ob Verbrechen dadurch gerechtfertigt werden können, dass Befehle befolgt werden mussten. Der Abschlussbericht der Kommission bestätigte die Unschuld des Königs und schob alle Schuld dem Staatssekretär John Dalrymple zu. Nachdem das schottische Parlament den Kommissionsbericht zur Kenntnis genommen hatte, erklärte es die Hinrichtung der MacDonalds zum Mord und beauftragten das "Komitee für die Sicherheit des Königreichs", sich an den König zu wenden, damit dieser die für das Massaker Verantwortlichen bestrafen und gleichzeitig die überlebenden MacDonalds entschädigen sollte. Niemand wurde für das Massaker zur Rechenschaft gezogen. Das Glencoe Massaker wurde dazu benutzt, Sympathien für die jakobitische Bewegung zu gewinnen, die sich eine Generation später, 1745, erneut erhob. In Victorianischer Zeit lebte das Interesse an dem Massaker erneut auf und wurde in der Kunst und Literatur romantisiert dargestellt, zum Beispiel in  Walter Scott's Roman "Die Hochlandwitwe". Wegen der Beteiligung des Argyll-Regiments unter Robert Campbell of Glenlyon wurde das Massaker nicht als Regierungsaktion, sondern als Teil der langjährigen Fehde zwischen den Clans MacDonald und Campbell angesehen. Die Erinnerung an das Massaker und die Fehde zwischen beiden Clans besteht teilweise bis heute. Bis Ende des 20. Jahrhunderts hatte der bei Bergsteigern beliebte Gasthof Clachaig Inn in Glencoe den Hinweis auf der Eingangstür "Zutritt für Hausierer und Campbells verboten". Generationen von schottischen Kindern lernen heute noch "never trust a Campbell". Jedes Jahr findet am 13. Februar von der "Clan Donald Society of Edinburgh" eine Kranzniederlegung am Denkmal des Massakers in Glencoe statt. Dazu reisen Mitglieder des Donald-Clans aus der ganzen Welt an. Das Massaker schockierte damals weniger aufgrund der vergleichsweise geringen Zahl der Opfer als vielmehr wegen des eklatanten Missbrauchs des Gastrechts durch die Campbells. Die Tat wird von vielen Schotten noch heute als Schandfleck in deren Clangeschichte betrachtet.